Judenverfolgung

Judenverfolgung


Ursachen:

- Christliche Tradition: die Juden sind die „Mörder Christi“ (Orientierung an der mittelalterlichen, katholischen Kirche)
- Rassismus im 19. Jahrhundert (Gobineau, Chamberlain) wirken im 20. Jahrhundert fort
- Neid
- Sündenbock
- wirtschaftliche Vorteile durch Arisierung
- Fremdenfeindlichkeit / Reaktion gegen erfolgreiche Integration


Maßnahmen:

- April 1933: Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte durch Gesetze
  →jüdische Geschäfte wurden durch den Davidstern markiert

- 7.4.1933: Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums

- 22.9.1933 und 4.10.1933: jüdischen Künstlern und Journalisten war es verboten zu arbeiten


- 1935: „Juden unerwünscht“-Schilder werden angebracht

- 15.9.1935: Definition des Begriffs „Jude“ bzw. „Arier“ Reichsbürgergesetz: Aberkennung der bürgerlichen Rechte, Gesetz zum „Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“
→ keine Ehe; keine christliche Knechte, Mägde oder Sklaven

- 9.11.1938: Reichsprogromnacht: hunderte Menschen ermordet, ca. 30.000 in Konzentrationslager verschleppt, fast alle Synagogen zerstört als Reaktion der Menschen auf die Ermordung von Delegationssekretär durch jüdischen Student

- 12.11.1938: Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben: Schließung aller jüdischen Geschäfte, Enteignungen („Arisierung“) der jüdischen Betriebe

- ab Ende 1939: Ausgangsbeschränkungen, Beschlagnahme der Rundfunkgeräte, Judenstern, Einzug der Führerscheine, Zwangsvornamen Israel und Sarah, Schließung jüdischer Schulen ...

- ab April 1939: Juden werden konzentriert in Judenhäusern oder Ghettos untergebracht

- ab 22.6.1941: Beginn der Massenerschießung nach dem Überfall auf die Sowjetunion

- ab August 1941: Kriegseintritt der USA, Folgen: Beschluss: Vernichtung von 11 Millionen europäischen Juden, Auswanderungsverbot im Deutschen Reich, Wannsee-Konferenz: Koordination der „Endlösung“

- ab Dezember 1941: Einsatz von Gas als Vernichtungswaffe im KZ

→Insgesamt ca. 6 Millionen jüdische Opfer
Vernichtung von Minderheiten: „Zigeuner“ (ca. 500.000 Ermordete), Behinderte, Homosexuelle, religiöse Gruppen
 
 
Die Stolpersteine - Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Er ist ein Künstler der an die Opfer der NS-Zeit erinnert, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln in Form von goldenen Pflastersteinen in den Gehweg einlässt. So bleibt die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Es gibt schon in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas solche STOLPERSTEINE. Auf diesen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

 

Hufferstrasse 8 Krause Julitta


Die STOLPERSTEINE werden ausschließlich von Hand hergestellt, darauf legt Gunter Demnig besonders Wert. Lange Zeit stellte er die Steine selbst her, aber durch die enorme Nachfrage, ist er auf die Hilfe eines befreundeten Künstlers angewiesen.

 

stolpersteine1


Jeder kann einen Stolperstein für 150 € bestellen, für Verwandte oder Bekannte Opfer der NS-Zeit.


Aber es gibt auch kritische Stimmen. Die gewichtigste Kritik kommt von Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die es schlimm findet, auf Steinen Namen verstorbener Juden zu lesen auf denen mit Füßen "herumgetreten" wird. Wobei die Meinungen stark auseinander gehen, denn der Vizepräsident des Zentralrates verteidigt das Projekt.

 

stolpersteine



Über die STOLPERSTEINE wurde sogar ein Dokumentarfilm gedreht von Dörte Franke, welche die Tochter von Uta Franke, die Lebensgefährtin von Gunter Demnig und Koordinatiorin des Projekts, ist. Nach Vorführungen auf zwei Filmfestivals war der Film seit dem 6. November 2008 bundesweit in allen Kinos zu sehen.

 

stolperstein.jpg

 

 



Hier ein Zeitungsartikel aus der "Pforzheimer Zeitung": 

 

Stolpersteine erinnern an NS-Opfer

212314_0_gross_760_008_1990946_Stolperste.jpg


Die Kirchenglocken läuten, als Künstler Gunter Demnig mit seiner Arbeit beginnt. Der Glockenklang gilt nicht der Aktion „Stolpersteine“, sondern er verkündet nur die Uhrzeit. Dennoch: Der Klang passt zu dem Moment. Ein Innehalten, um zu erinnern.

Zwölf neue Stolpersteine sollen an die Pforzheimer erinnern, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden. Bereits zum dritten Mal ist der Kölner Künstler auf Einladung der Löblichen Singergesellschaft nach Pforzheim gekommen, um mit seinem Kunstprojekt die Erinnerung wachzuhalten. 

Europaweite Aktion

Im Gehweg an der Theaterstraße beginnt er seine Arbeit: Zwei Quader mit einer Messing-Tafel liegen parat. Demnigs Handgriffe mit Spachtel und Hammer sitzen. Tausende Steine hat er schon europaweit verlegt. Dennoch behandelt der 63-Jährige jedem Stein mit Würde. Schließlich steht dieser Stein für einen Menschen, der in Pforzheim an dieser Stelle seinen letzten Wohnort vor seiner von den Nationalsozialisten veranlassten Deportation hatte.

In diesem Fall war es das Ehepaar Oskar und Alice Emsheimer, die vor ihrer Verschleppung nach Gurs an der Stiftstraße, der heutigen Theaterstraße, gewohnt haben. Emsheimer war Weinhändler. Das haben Nejla Karakus und Jessica König, Schülerinnen der Osterfeld-Realschule, herausbekommen. Die Neuntklässlerinnen haben mit ihrem Lehrer Gerhard Brändle in ihrer Freizeit die Biografien der zwölf Deportierten erarbeitet.

An diesem Morgen zeigt die Schülerin Jessica König Bilder von den letzten Stationen der beiden Eheleute.Während ihre Klassenkameradin Nejla Karakus vorträgt, was die Recherche ergeben hat: Oskar Emsheimer starb im französischen Récébédou, seine Frau wurde 1944 nach Auschwitz verschleppt und kam dort ums Leben.

Gunter Demnig freut sich darüber, dass die Schüler sich an seiner Aktion beteiligen: „Das ist handfester Unterricht“, sagt er. Sein Philosophie lautet „ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“. Und so hält er die Erinnerung auch in Pforzheim mit mittlerweile 45 Stolpersteinen lebendig.

Notwendig für das Verlegen ist allerdings auch, dass Paten für die Stolpersteine gefunden werden. Für die Steine von Ehepaar Emsheimer haben dies die Stadt Pforzheim und der Enzkreis übernommen. Aber auch Einzelpersonen können die 150 Euro bezahlen, die eine Patenschaft in Pforzheim kostet, wie Claus Kuge, Obermeister der Löblichen Singergesellschaft, erklärt.

Die Löblichen sind Träger der „Initiative Stolpersteine“ in Pforzheim, die von den Singern Heinz Reichert, Hans Martin Schäfer und Hans Mann initiiert worden ist. Bereits im Mai des vergangenen Jahres und im März 2008 sind Stolpersteine verlegt worden. Werner Schödl vom Vorstand der Löblichen hatte gestern mit einem von ihm verfassten Gedicht an den ersten Stein gedacht, der am 13. März 2008 auf dem Platz der Synagoge verlegt worden ist.

Minutenschnell hat Demnig die zwei Steine an der Theaterstraße in den Gehweg betoniert. Zum Schluss poliert er die Messingplatten blank, auf denen Namen, Lebensdaten und Schicksal benannt sind. Orangefarbene Rosen werden neben den Quadern niedergelegt.

Wenige Minuten später, als Demnig schon zu seinen nächsten Stationen weitergezogen ist, fallen Stolpersteine und Rosen zwei Bauarbeitern auf. Sie stocken, halten inne und lesen. Die Erinnerung lebt.

 


Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: